Stilfs oder Der Versuch, einen Ort zu begreifen

Masterthesis
Hochschule für bildende Künste Hamburg
January 2018

Ausgangspunkt für meine Masterarbeit ist ein realer Raum, gelegen in einem Gebäude im kleinen Südtiroler Bergdorf Stilfs — ein einzigartiger Raum, denn eine seiner „Wände“ ist ein gewachsener Fels, der sich zu einer kleinen Höhle vertieft. Das Sammeln von Abdrücken und Frottages vor Ort dient der Annäherung an die Atmosphäre des Raumes und als Übertragungsmöglichkeit in einen anderen Kontext, den der Kunsthochschule.

Wenn wir mit unseren Händen die Grenzen des Raumes berühren, an den Wänden entlang streichen, spielt die Beschaffenheit der Oberflächen eine entscheidende Rolle. Die Oberfläche eines Raumes, die wir sehen, man könnte auch sagen seine ‚Haut’, ist nicht einfach ein glattes zweidimensionales Bild. Verschiedene Materialien provozieren unsere visuelle Wahrnehmung, indem die Augen den kleinen dreidimensionalen Unterschieden folgen, sie mit der Erinnerung an haptische Erfahrungen kurzschließen und uns förmlich unter die Oberfläche ziehen.

Die Arbeit vor Ort, das Wahrnehmen mit Tast- und Sehsinn und das Festhalten der Eigenarten dieses kleinen Raumes nimmt einen wichtigen Teil meiner Arbeit ein. Daraus entstand eine Installation mit vier Raumansichten, gesehen von verschiedenen Standpunkten innerhalb des Stilfser Raumes, umgesetzt in geometrische Bildobjekte. Die Oberflächengestaltung als materielle Begrenzung des Raumes und das feine Wechselspiel zwischen Zwei- und Dreidimensionalität spielen dabei eine entscheidende Rolle. Im Kontrast zu den geometrischen Bildobjekten steht der fließende Felsvorhang, der zur Berührung auffordert und die Fragen aufwirft: Kann ich da durchgehen? Wohin führt es mich? Was erwartet mich dahinter?

Bildobjekte: Holz, Gips, Mörtel
Felsvorhang: Siebdruck auf Baumwolltextil
Installation: Sperrholzplatten, Dachlatten

Fotos: Tobias Textor

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